Die Triple-Threat-Philosophie

07.06.2010 // 15:01 // Sonstiges


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Kobe Bryant fängt den Ball und stellt sich sofort breitbeinig mit dem Gesicht zum Korb auf. Den Ball hält er mit beiden Händen vor der Brust, wobei die Ellenbogen nach außen zeigen. Der Kopf ist wie eine Waffe nach vorne gebeugt, in Richtung Korb und Verteidiger. Es sieht aus, als wolle eine Mutterkuh ihr Junges, den Ball, vor den gefräßigen Horden schützen. Das Tier ist hochkonzentriert, aggressiv, aber gefasst.

Ab hier geht alles sehr schnell. Bryant zieht den Ball zum Sprungwurf zum Kopf hoch und schießt. Oder er täuscht kurz links an und zieht dann hart rechts am Verteidiger vorbei zum Korb. Oder er zieht ein paar Schritte nach rechts außen und trifft mit dem Pull-Up-Jumper. Das Wesentliche jedoch: Der Verteidiger hat nicht die geringste Ahnung, für welche der drei Optionen sich Bryant entscheiden wird. Die Triple-Threat-Position zerstört die Prognosefähigkeiten des Gegners, sie zwingt ihn zu einem unguten Bingo-Spiel mit dem Schicksal. Die Position führt eine unsichtbare Wand zwischen Bryant und Gegner ein: Nur noch einer der beiden weiß, wie die Zukunft aussieht. Vorhersage ist Macht.

Der uralte Menschheitstraum: die Zukunft vorhersagen zu können. Im Durchschnitt verbringt der Mitteleuropäer jeden Tag knapp siebzehn Stunden mit Fragen, deren Beantwortung Prognosefähigkeiten voraussetzt, das ist mehr, als er mit Körperpflege, Nahrungsaufnahme oder Facebooklesen verschwendet. Wie wird das Getränk schmecken, das ich im Begriff bin zu kaufen? Ist die Rente wirklich sicher? Wie wohl das Wetter heute wird? Bin ich wach genug, um aufstehen zu können? Ist die neue Freundin ein Mann? Passiert heute noch was? Ist auf der A7 wieder Stau? Und wird das neu gekaufte Haus auch nicht gleich zerbröseln? Das Hirn kreist fortwährend um den einzigen, großen Kontinent, den die Menschheit noch nicht erobert hat: die Zukunft. Die Zukunft ist das neue Amerika.


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Gemeint ist hier natürlich nicht die relative Zukunft, also die Zukunft, die schon bald Gegenwart und gleich darauf Vergangenheit sein wird. Es geht um die absolute Zukunft, die Zukunft nach der Gegenwart, die immer Zukunft bleiben wird. Derzeit ist die direkte Nord-Ost-Passage in die absolute Zukunft noch vereist. Das kann sich praktisch stündlich ändern, aber solange wir noch nicht mal wissen, wann es sich ändert, wann die ultimative Zeitumsegelung möglich wird, bleibt vor allem eine Option: Optionen.

Optionen sind die stabilste Währung im Raum-Zeit-Kontinuum. Optionen vergrößern den Bereich des Multiversums, der zugänglich ist. Man fährt zwar nicht direkt nach Amerika bzw. in die Zukunft, aber man steckt Claims ab. Ein Claim von der Größe Wisconsins ist deutlich besser als einer in Handtuchformat. Ziel muss es sein, so wie Kobe Bryant in jedem Moment mindestens drei Optionen zu haben, X, Z und Z – das Leben als Triple Threat. Wer zu jedem Zeitpunkt Option X zugunsten von Option Y aufgeben kann, ist nicht mehr darauf angewiesen, was Option X in der Zukunft bringt. Aber Achtung, wenn man Y auch noch wegwirft, bleibt am Ende nur noch Z übrig, und Z ist, wie wir alle wissen, das Ende.

Damion Wooten // Dauerhafter Link

Hallo Wels

17.05.2010 // 19:13 // Sonstiges

Dieser Beitrag handelt von Recycling. Er hat mit Welsen überhaupt nichts zu tun und enthält einen Link.

Oleksandr Brauswetter // Dauerhafter Link

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